Die Literaturagentur: Wozu ist sie gut und wie komme ich da rein?

Da ich mich letztes Jahr intensiv mit dem Thema beschäftigt habe, dachte ich, es wäre vielleicht eine nette Idee, wenn ich dir auch gleich ein paar Einblicke dazu geben kann.

Fangen wir simpel an: Was genau ist eine Literaturagentur und wozu ist sie gut?

Literaturagenturen nehmen eine Art Vermittlerrolle zwischen Autor und Verlag ein: Einerseits vermitteln sie Manuskripte von Autoren an Verlage; andererseits vermitteln sie bei jeglichen Konflikten zwischen Autor und Verlag. Das betrifft sowohl Finanzielles als auch “Handwerkliches”. Dabei dürfen und sollen sie parteiisch sein! Denn die Aufgabe eines Agenten ist es, immer auf Seiten ihrer Autoren zu stehen und deren Rechte einzufordern. (Was nicht bedeutet, dass Agenten hinter verschlossener Tür nicht auch mal sagen dürfen: sorry, aber das sehe ich wie dein Verlag, weil […]. Wichtig ist, dass sie nach außen hin immer klar signalisieren, dass sie den Autor unterstützen. - Vielleicht ist das entfernt vergleichbar mit einem Anwalt.)

Folgende Aufgaben können Agenturen übernehmen, sofern sie das selbst anbieten und der Autor es in Anspruch nehmen möchte. (Jede Agentur und jeder Autor arbeitet anders. Daher ist es wichtig, das passende Gegenstück zu finden, aber da komme ich gleich nochmal dazu.)

  • gemeinsam mit dem Autor Projekte entwickeln

  • Exposés entwickeln, Leseproben & ggf. Manuskripte lektorieren und an geeignete Verlage schicken

  • Verlagsverträge aushandeln, optimalerweise mit den besten Konditionen für den Autor

  • Rechte und Pflichten von Autor und Verlag überwachen (gibt der Autor rechtzeitig das Manuskript ab, kümmert der Verlag sich um anständiges Marketing, etc.)

  • den Autor bei sämtlichen Fragen und Anliegen unterstützen

  • Zahlungen, ggf. Lizenzverkäufe, etc. abwickeln

 

Wie finde ich eine Agentur und worauf muss ich achten?

Bei Agenturen muss man sich bewerben. Der Ablauf unterscheidet sich gar nicht so sehr von der Bewerbung bei einem Verlag: Man schickt Exposé und Leseprobe ein (als Debütautor sollte man das Manuskript bereits fertig haben). Danach heißt es: Geduld haben! Und zwar möglichst viel davon. Ein dickes Fell wäre auch nicht schlecht, denn es kann gut sein, dass man entweder überhaupt gar keine Antwort bekommt, eine Copy-Paste-Absage oder aber eine Absage mit Verbesserungsvorschlägen. Letzteres ist übrigens ein sehr positives Zeichen. In manchen Fällen kannst du dein Manuskript intensiv überarbeiten und probierst es dann vielleicht einfach nochmal. Wer großes Glück (und auch eine Menge harter Arbeit hinter sich) hat, wird darum gebeten, das gesamte Manuskript einzusenden. Wenn die Agentur dann immer noch interessiert ist, gibt es ein Kennenlerngespräch. Dieses Gespräch ist sehr wichtig! Denn wie oben angedeutet, passt nicht jeder Agent zu jedem Autor und umgekehrt. Man sollte sich vorher klarmachen, was genau man sich von seiner Agentur wünscht (Hilfe bei der Ideenfindung, Projektentwicklung, Kommunikation mit dem Verlag?) und wie man selbst arbeiten möchte (ein Buch pro Jahr oder gleich drei, und die dann sogar noch in verschiedenen Genres?). Deswegen ein ganz wichtiger Tipp: Nicht sofort auf das erstbeste Angebot stürzen! Stelle sicher, dass du den perfekten Deckel zu deinem Topf gefunden hast und dass dieser Deckel auch in deinem Sinne handelt. Das gilt auch für den Agenturvertrag: Wenn einzelne Klauseln nicht deinen Vorstellungen von einer konstruktiven Zusammenarbeit entsprechen, dann verhandle diese Klauseln nach.

 

Hier nochmal eine kleine Liste von Tipps für die Agenturensuche (Achtung: das hier ist Tryhard-Mode):

  • Lege eine Liste an mit allen Agenturen, die für dich und alle Genres, die du schreibst, in Frage kommen.

  • Überprüfe Bücher, die zuletzt vermittelt wurden bzw. erschienen sind. (Steht fast immer mit auf der Website.) Sagen dir die Verlage zu? Waren sogenannte “Spitzentitel” (Bücher mit hohem Marketingbudget) dabei? Wer es ganz genau wissen will, kann sich auch die Programmvorschauen der Verlage ansehen (sind öffentlich zugänglich) und vergleichen, wer dort besonders viele Seiten belegt. Recherchetipp: VLB-TIX.

  • Eine große Agentur mit vielen Bestsellern ist nicht zwangsläufig die beste Adresse, insb. für einen Debütautor, weil man schnell untergeht. Umgekehrt bedienen kleinere Agenturen häufig weniger Genres und haben nicht überall hin Kontakte. Finde heraus, was für dich und dein Projekt das Richtige ist.

  • Lies dir Interviews mit Agenten durch. (So lernt man viel über deren Arbeitsweise.)

  • Suche dir mit deinen Rechercheergebnissen deine Favoriten heraus und lege eine Reihenfolge fest, welche Agenturen du zuerst anschreiben möchtest. (Eine sogenannte Tier-List ist eine gute Möglichkeit.)

  • Frage Autoren, die bereits in deiner Wunschagentur unter Vertrag stehen, nach ihren Erfahrungen. (Wir Autoren beißen nicht, schreib uns einfach an! Besonders, wenn du ein konkretes Angebot auf dem Tisch hast und dir unsicher bist oder sogar die Wahl hast zwischen mehreren Agenturen.)

  • Keine falsche Scheu im Gespräch mit der Agentur: Stelle Fragen!

  • Prüfe den Agenturvertrag, bevor du unterschreibst. Verhandle gegebenenfalls nach. (Das ist völlig legitim und bringt dir keine “Minuspunkte” ein. Agenten machen bei Verlagsverträgen auch nichts anderes.)

  • Auf dem Youtube-Channel der BookEnds Literary Agency werden viele Fragen von zwei Agenten besprochen. Leider ist es eine US-amerikanische Agentur und die Videos sind daher auf Englisch, manches gilt ausschließlich für den US-amerikanischen Markt. Trotzdem eine wirklich tolle Informationsquelle!

 

Soweit erstmal zum großen Spektrum Agentursuche. Zum Thema Bewerbung (Exposé, Leseprobe, Anschreiben, ect.) sind weitere Blogposts in Planung. Also schau gerne wieder vorbei!

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen und wünsche dir ganz viel Erfolg für die Agentursuche!

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Durchbeißen. Oder: wie ich zu meinem Verlag kam